«Business as usual» bei SOCFIN trotz Corona-Krise?

Der von der Schweiz aus geführte Agrobusiness-Konzern wird anlässlich der Generalversammlung zur Lösung der Landkonflikte aufgerufen.

Zürich/Genf, 25. Mai 2020 – Der in der Palmöl- und Kautschukproduktion tätige multinationale Konzern SOCFIN hält am 26. Mai seine Generalversammlung ab. Wenig bekannt ist, dass der in Luxemburg eingetragene Konzern vom operationellen Zentrum im schweizerischen Fribourg aus geführt wird. Anlässlich der Generalversammlung rufen drei Dutzend zivilgesellschaftliche Organisationen aus der Schweiz, Belgien, der Demokratischen Republik Kongo, der Elfenbeinküste, Frankreich, Gabun, Kamerun, Kongo, Liberia, Luxemburg, den Niederlanden, Nigeria und den USA sowie internationale Organisationen den Konzern auf, die Landkonflikte zu lösen, die Menschen-, Arbeits- und Umweltrechte zu achten und die Verleumdungsklagen einzustellen.

Währenddem in diesem Jahr 20 Millionen Euro aus dem Reingewinn von 30 Millionen Euro an die Aktionäre und Verwaltungsratsmitglieder ausgeschüttet werden, sind Tausende von Menschen, die auf den Plantagen des Konzerns arbeiten, direkt von der Corona-Krise betroffen. Lokale Gemeinschaften prangern Entlassungen, unbezahlten Zwangsurlaub und das Fehlen angemessener Schutzmassnahmen gegen das Virus an. Die Auswirkungen der Corona-Krise verschärfen die Beeinträchtigungen der Ernährungssicherheit der lokalen Bevölkerung, die aufgrund der Verluste an Kulturland, des geringen und unsicheren Einkommens auf den Plantagen und der Umweltverschmutzungen entstanden sind.

In manchen Ländern bestehen schwere ungelöste Landkonflikte um SOCFIN-Plantagen, wobei in Kambodscha ein Mediationsverfahren eingeleitet wurde und in Sierra Leone ein solches in Aussicht steht. Aus verschiedenen Ländern wird über Umweltschäden und Gewalt gegen Frauen auf und im Umfeld der Plantagen berichtet. In Sierra Leone weist ein offizieller Bericht sowohl dem Staat als auch dem Konzern Versäumnisse bezüglich Landrechten, Umweltverschmutzung und Arbeitsbedingungen nach.

FIAN Schweiz und die Bunong Indigenous People’s Association (BIPA, aus Kambodscha, mit Vertretung in der Schweiz) erwarten insbesondere von den schweizerischen Bundesbehörden, dass sie die operationelle Führung von SOCFIN in Fribourg dazu anhalten, aktiv, konstruktiv und transparent auf die Lösung der Landkonflikte hinzuarbeiten, den Arbeitnehmenden gerade in der Corona-Krise gesundheitlich und finanziell sichere Arbeitsplätze zu garantieren und die Zivilgesellschaft nicht mehr mit Maulkorbprozessen unter Druck zu setzen. Solange der Bundesrat beharrlich auf Freiwilligkeit bei der Einhaltung der Menschenrechte durch Schweizer Firmen im Ausland setzt, ist er auch verpflichtet, einzelfallweise für die Einhaltung zu sorgen.

Weitere Informationen:
Aufruf der zivilgesellschaftlichen Organisationen
offizieller Bericht von Sierra Leone
Artikel «Landkonflikt um Palmöl-Plantagen in Sierra Leone: FIAN Schweiz und Brot für alle ersuchen SECO und EDA um Unterstützung» vom 17. April 2020