Uganda: «Erbitterter Kampf gegen Kaffeeriesen» – mit Tochterfirma und Abnehmern in der Schweiz

Im Jahr 2001 vertrieb die ugandische Armee mehr als 4.000 Menschen aus vier Dörfern, weil die Regierung deren Land an die Kaweri Kaffee-Plantage verpachtet hatte. Kaweri ist eine Tochterfirma der deutschen Neumann Kaffee Gruppe NKG. Diese gehört weltweit zu den grössten Produzenten: Jede siebte Tasse Kaffee weltweit stammt von der NKG.

Von der Schweiz aus wird die Plantage von der in Zug ansässigen Tochterfirma NKG Tropical Farm Management GmbH geführt. Und mit Migros und Emmi gehören Schweizer Firmen zu den Kaffee-Abnehmern von NKG. Darüber berichtete der SonntagsBlick vom 4. August 2019 und verwies auf den Einsatz von FIAN Deutschland zugunsten der Vertriebenen.

Die Vertriebenen leiden heute unter Mangelernährung und Hunger, schlechter Gesundheit, Armut und schlechten Wohnverhältnissen. Bis heute wurden sie nicht entschädigt. Doch sie fordern ihre Rechte ein: Im Jahr 2002 verklagten sie die ugandische Regierung und die Kaweri Kaffee Plantage. Erst nach elf (!) Jahren sprach das zuständige Gericht 2013 das erste Urteil – zugunsten der Vertriebenen. Im Juli 2019 fand die zweite Anhörung vor Gericht statt. Der Richter ordnete ein Mediationsverfahren unter gerichtlicher Aufsicht an; er erwartet erwartet den Bericht über den Ausgang der Mediation auf Ende August 2019.

Um ein konstruktives und transparentes Mediationsverfahren zu unterstützen, wandte sich FIAN Schweiz mit einem Brief an den deutschen Botschafter in Bern und übermittelte ihm einen Brief von FIAN International an den deutschen Aussenminister. Als Reaktion erhielt FIAN Schweiz umgehend das Antwortschreiben des Aussenministers an FIAN International. Auf dessen unbefriedigende Ausführungen reagierte FIAN Deutschland mit einer brieflichen Stellungnahme.

Die eigentlichen schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen – die Vertreibung der 4’000 Bewohner*innen mit all den Folgen – wurde vom ugandischen Staat begangen. NKG’s Tochterfirma Kaweri war an den Menschenrechtsverletzungen beteiligt, da das Unternehmen die Vertreibung vollendete und Feldfrüchte der Vertriebenen abholzte. Das Unternehmen begeht weiterhin Menschenrechtsverstösse, indem es Saisonarbeiter*innen als als Tagelöhner*innen beschäftigt und sie mit Löhnen unter dem Existenzminimum ausbeutet. Von der Vertreibung und Ausbeutung profitiert die Neumann Kaffee Gruppe, die über ihre Geschäftstätigkeit mit den Menschenrechtsverletzungen verbunden ist. Mit den Menschenrechtsverletzungen verbunden sind ebenfalls die Managementfirma NKG Tropical Farm Management GmbH in Zug und die Schweizer Abnehmer Migros und Emmi.

Oberstes Ziel muss es nun sein, dass die Vertriebenen aufgrund des Gerichts- und Mediationsverfahrens wieder mindestens gleichwertiges Ackerland, Häuser, eine ausreichende Gesundheitsversorgung und Schulen sowie volle Entschädigung für alle erlittenen Beeinträchtigungen erhalten. Dazu können Migros und Emmi ihren Lieferanten NKG anhalten, dazu muss die NKG Tropical Farm Management GmbH Hand bieten.

Die gegenwärtig im Parlament beratene Konzernverantwortungsinitiative hätte möglicherweise zur Milderung dieser Katastrophe beitragen können: Die NKG Tropical Farm Management GmbH hätte spätestens bei der menschenrechtlichen «Sorgfaltsprüfung» erkennen müssen, dass das Pachtland nur aufgrund schwerer Menschenrechtsverletzungen verfügbar gemacht worden war, und hätte die Nutzung und Verwaltung des Pachtlandes gar nicht an die Hand nehmen dürfen. Eine Rückgabe an die Vertriebenen wäre damals viel einfacher gewesen. Deshalb: Unterstützen auch Sie die Konzernverantwortungsinitiative!

mehr Informationen:

Dokumentation des Falls auf der Website von FIAN Deutschland
Hintergrundbroschüre «Coffee to Go – die Vertreibung zugunsten der Kaweri Coffee Plantation in Mubende/Uganda und ihre Folgen» von FIAN Deutschland