Moçambique: Baumplantagen verletzen Menschenrechte

women-niassa-f375dBetroffene: bäuerlicher Gemeinden in der Provinz Niassa

Verantwortliche: Regierungen von Moçambique und Schweden, Global Solidarity Forest Fund GSFF (Schweden), Chikweti Forests of Niassa (Tochter von GSFF)

Überblick: Die Regierung von Moçambique hat im Interesse des Wirtschaftswachstums jahrelang Privatinvestoren bei der Anpflanzung riesiger Baumplantagen unterstützt. In der Provinz Niassa hat die Firma Chikweti Forests of Niassa bereits 45’000 Hektaren Land aufgekauft und 13’000 Hektaren davon mit Föhren und Eukalyptus bepflanzt. Die lokalen Gemeinschaften verlieren ihr Ackerland und den ursprünglichen Wald, der ebenfalls als Einkommensquelle genutzt wurde. Es wird befürchtet, dass die Plantagenwirtschaft zu Wasserknappheit und Wasserverschmutzung führen wird. Die Menschenrechte auf Nahrung und auf Wasser werden verletzt.

Nähere Informationen:

Moçambique ist eines der ärmsten Länder der Welt. Etwa 35 Prozent aller moçambiquanischen Haushalte leiden an chronischer Ernährungsunsicherheit und 46 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren sind unterernährt. 80 Prozent der Bevölkerung lebt in ländlichen Gebieten und ist auf agrarisch geprägte Subsistenzwirtschaft und den Zugang zu natürlichen Ressourcen angewiesen. Besonders Frauen spielen bei der Ernährung ihrer Familien eine wichtige Rolle.

1,3 Millionen Hektar Wald sollen laut nationaler Aufforstungsstrategie innerhalb der nächsten 20 Jahre aufgeforstet werden. Niassa, eine Provinz im Norden des Landes, ist besonders betroffen.  Sechs Firmen haben sich dort ein Gebiet von 550.000 Hektar Land gesichert. Davon sollen 28.000 Hektar mit Föhren und Eukalyptus bepflanzt werden.

Eine dieser Firmen ist Chikweti Forests of Niassa, eine Tochter des schwedischen Global Solidarity Forest Fund (GSFF). Hinter GSFF stehen Investoren aus den Niederlanden, Schweden, Norwegen und anderen Ländern. Chikweti begann 2005 mit seinen Arbeiten und hat mittlerweile rund 45.000 Hektar Land in den Distrikten Lago, Lichinga und Sanga aufgekauft. Davon wurden 13.000 Hektar bereits bepflanzt.

Die Aktivitäten dieser Firma haben gravierende Auswirkungen auf die bäuerlichen Gemeinschaften in der Region. Wegen der Plantagen haben sie den Zugang zu Ackerland und zum ursprünglichen Wald verloren. Produkte aus dem heimischen Wald werden von den Menschen vor Ort als zusätzliche Einkommensquelle genutzt. Chikweti versprach neue Jobs, aber diese sind de facto rar, unsicher und schlecht bezahlt. Die Arbeit auf den Plantagen bietet daher keine alternative Einkommensquelle. Schliesslich sind die Plantagen auch aus Umweltaspekten kritisch zu bewerten: Sie zerstören Ökossysteme und die Artenvielfalt und verschlechtern die Bodenqualität.

«Es betrifft jeden, aber vor allem Frauen», berichtet Rita João Rezuane, eine Repräsentantin der BäuerInnen. «Die Frauen erfüllen alle Arbeiten im Haushalt und auf den Feldern, sie sind verantwortlich für die Beschaffung des Wassers und für das Kochen. Die Plantagen sind von Zäunen umgeben, die den Menschen keinen Zugang erlauben. Deshalb müssen die Frauen um sie herum gehen, damit sie Feuerholz und Wasser sammeln können. Sie müssen dann viel größere Distanzen zurücklegen.»

Die grossflächige Plantagenwirtschaft führt insbesondere zu Verletzungen des Rechts auf Nahrung und des Rechts auf Wasser. Eine Untersuchung der Regierung von Moçambique aus dem Jahr 2010 bestätigte die Beschwerden der Bevölkerung. Es wurden dennoch keine angemessenen Maßnahmen getroffen.

Der Staat Schweden ist  in mehrerer Hinsicht in die Plantagen in Niassa involviert: So hat die schwedische Regierung die Plantagen durch seine Entwicklungshilfeagentur SIDA mitfinanziert. Schweden ist Sitz des GSFF. Einer der Investoren von GSFF ist das schwedische Bistum Västerås. Auch wenn die Hauptverantwortung für die Verletzung der Rechte auf Nahrung und Wasser beim mosambikanischen Staat liegt, steht Schweden ebenfalls in der Pflicht. Deshalb hat die moçambiquanische Bauernorganisation UNAC FIAN darum gebeten, an Schweden heranzutreten.

Schweden hat den UN-Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte unterzeichnet. Daher ist Schweden verpflichtet, Menschenrechte im In- und Ausland zu achten, zu schützen und zu erfüllen. Die Verpflichtung zu Achtung und Schutz von Menschenrechten im Ausland wird durch die Maastrichter Prinzipien zu den extraterritorialen Staatenpflichten im Bereich der wirtschaftlichen, sozialen und kulturelen Rechte bestätigt. Diese menschenrechtlichen Verpflichtungen hat Schweden durch die Unterstützung und Finanzierung der grossflächigen Plantagen in Mosambik, durch die unterlassene Hilfeleistung und den Verzicht auf effektive Regulierungsmassnahmen gegenüber dem GSFF verletzt.

Aktion / Machen Sie mit!

Senden Sie bitte anhand des untenstehenden Textvorschlags ein Mail oder einen Brief an:

Carl Bildt
Minister for Foreign Affairs
Utrikesdepartementet
Gustav Adolfs torg 1
SE-103 39 Stockholm
Schweden
Carl.Bildt@foreign.ministry.se

Gunilla Carlsson
Biståndsminister
Utrikesdepartementet
Gustav Adolfs torg 1
SE-103 39 Stockholm
Schweden
Gunilla.Carlsson@foreign.ministry.se

Ewa Björling
Handelsminister
Utrikesdepartementet
Gustav Adolfs torg 1
SE-103 39 Stockholm
Schweden
Ewa.Bjorling@foreign.ministry.se

Laufzeit: 15. Oktober 2012 bis 30. April 2013

Bitte lassen Sie uns (kontakt@fian-ch.org) Kopien Ihrer Mails oder Briefe (oder zumindest eine entsprechende Mitteilung) zukommen, damit wir die Teilnahme an der Aktion messen können. Bitte informieren Sie uns auch, wenn Sie eine Antwort auf Ihren Brief erhalten. Besten Dank!

Sie können untenstehenden Textvorschlag in das Mail bzw. den Brief kopieren, den Text nach Bedarf redigieren oder einen eigenen Text verfassen:

Dear Sir/Madam,

I am writing to you to express my concern about the situation of the peasant communities in Niassa province, Mozambique. According to testimonies from community members in the districts of Lago, Lichinga and Sanga, the local population faces food insecurity due to the establishment of tree plantations in the area.

Since 2005, several forestry companies have set up tree plantations of fast growing species in Niassa. The total project area covers 550,000 hectares of which around 30,000 have reportedly been planted. One of these companies is Chikweti Forests of Niassa, which has applied for 45,000 hectares of land in the districts of Lago, Lichinga and Sanga, of which 13,000 have been planted. Communities in the region report that they have lost access to farmland, because tree plantations are set up on lands that they were using for food production. People also lost access to native forests, which have been cut down to make space for the plantations. The plantations also entail the risk of insufficient water availability and are likely to lead to contamination of water. They are further likely to have severe environmental impacts, which range from destruction of ecosystems to loss of biodiversity and impacts on soils. Since family agriculture is the main source of livelihood in the region, this severely impacts local people’s livelihoods and puts them at risk of food insecurity.

The restructuring of the local economy in the region due to the introduction of large scale tree plantations is thus having considerable impacts on the enjoyment of human rights by the local population. It particularly impairs the enjoyment of the right to adequate food and the right to water of the peasant communities. Since a further expansion of the plantations is planned, the described impacts and the related human right violations will likely increase.
Sweden has promoted and financed the establishment of tree plantations in Niassa through its development agency Sida. In addition, Chikweti Forests of Niassa is a subsidiary of the Sweden-based Global Solidarity Forest Fund (GSFF). Sweden is also the home state to an investor to the GSFF, namely the Diocese of Västerås. An investigation by the Mozambican government in 2010 as well as a report done for Sida in 2008 confirmed the complaints of affected communities. However, so far no adequate and effective measures have been taken.

Sweden is a State Party to the International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights. The Swedish government is therefore obliged to respect, protect and fulfil human rights, in particular the right to food and to water. The human rights obligations of states include extraterritorial obligations (ETOs), according to which they have the duty to take measures to respect and protect the enjoyment of human rights in other countries. By promoting and financing the establishment of large-scale tree plantations in Mozambique and by not taking sufficient and effective measures to regulate GSFF and ensure that investors do not nullify or impair the enjoyment of human rights, the government of Sweden has failed to abide to its obligations under international human rights law.

I would, therefore like to ask you to:

– Conduct a human rights impact assessment of the forest policy promoted by the Swedish official development aid (ODA) in Mozambique, and of the Chikweti project in particular;
– Adopt effective measures to ensure cessation of violations of land rights and the right to food in Niassa as well as effective remedies;
– Regulate GSFF to disclose all relevant information about its investment, in particular the exact size and location of the land titles (DUATs) currently acquired and applied for, as well as the environmental impact assessments; and to freeze further expansion as long as existing conflicts in Niassa have not been resolved;
– Introduce monitoring mechanisms in your embassies to track TNC activities and to receive complaints of local human rights defenders related to violation of legitimate tenure rights and human rights. This monitoring mechanism could be built upon the EU Guidelines on Human Rights Defenders.

I would like to ask you to keep me informed of the actions you take in this regard.

With many thanks, yours sincerely,