Im Auftrag des europäischen Parlaments haben das International Institute for Social Studies (ISS) in Den Haag und FIAN eine Studie über die Beteiligung europäischer Unternehmen und Finanzakteure an Land Grabbing ausserhalb der EU erarbeitet.
Die Studie kommt zum Schluss, dass die Rolle Europas bei den grossflächigen Landaneignungen und Menschenrechtsverstössen weitgehend unterschätzt wird. Die Autoren prangern an, dass staatlich mandatierte Akteure, wie z.B. Entwicklungsbanken und öffentliche Pensionskassen, ebenfalls in Land Grabbing verwickelt sind. Die Verfasser fordern rechtsverbindliche Massnahmen zur Regulierung von Unternehmen und Finanzinstitutionen, da die soziale Verantwortung der Unternehmen (CSR) und freiwillige Regeln erfahrungsgemäss bei weitem nicht ausreichen und keinen Schutz gegen Menschenrechtsverstösse darstellen.
Die Studie zeigt verschiedene Verbindungen zur Schweiz auf:
- In 12 Landgeschäfte der Firma CalyxAgro in Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay sowie ein weiteres eines unbekannten Unternehmens in Indonesien haben die Louis Dreyfus Group (Frankreich) und Pictet Private Equity Investors (Schweiz) gemeinsam investiert.
- In Sierra Leone richtete Addax Bioenergy, eine Tochterfirma des Schweizerischen Unternehmens Addax and Oryx Group (AOG), eine riesige Zuckerrohrplantage für die Ethanolproduktion ein. An der Finanzierung ist gemäss Brot für alle auch die Schweiz beteiligt: Über das Seco (Staatssekretariat für Wirtschaft) und die DEZA (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit) flossen Gelder in das (inzwischen gescheiterte) Projekt.
- Das kanadische Unternehmen Feronia kontrolliert über Tochterfirmen in der Demokratischen Republik Kongo Flächen von über 100’000 ha. An der Finanzierung von Ölpalmplantagen ist gemäss Mitteilung der Firma auch der Emerging Africa Infrastructure Fund (EAIF) beteiligt, der von der Schweiz mitfinanziert wird.
- Die luxemburgische SOCFIN (Société Financière des Caoutchoucs), eine in Ölpalm- und Kautschukbaumplantagen spezialisierte agro-industrielle Gruppe, hat Tochterfirmen in der Schweiz.
Die Studie Land grabbing and human rights: The involvement of European corporate and financial entities in land grabbing outside the European Union ist hier verfügbar.