140’000 Unterschriften für mehr Menschenrechtsschutz im Ausland

Ein Jahr nach ihrer Lancierung ist das Zustandekommen der Konzernverantwortungsinitiative gesichert. Das zeigt: Zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer wünschen sich Konzerne, die Menschenrechte und Umwelt auch im Ausland respektieren. Und einen Staat, der über die Einführung der Sorgfaltsprüfungspflicht seine Verpflichtung zum Schutz der Menschenrechte auch im Ausland ernst nimmt.

Ende April 2015 lancierten 77 Organisationen der Zivilgesellschaft – darunter FIAN Schweiz – eine Volksinitiative für mehr Konzernverantwortung. Kurz zuvor hatte der Nationalrat eine entsprechende Motion ganz knapp abgelehnt. Die Konzernverantwortungsinitiative orientiert sich an den 2011 einstimmig verabschiedeten Uno-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte. Sie verlangt, dass Schweizer Konzerne für ihre Geschäftsbeziehungen eine Sorgfaltsprüfung bezüglich Menschenrechten und Umweltschutz einführen. Kommt ein Konzern seiner Sorgfaltsprüfungspflicht nicht nach, soll er künftig auch für allfällige Schäden haften, die von ihm kontrollierte Unternehmen im Ausland verursachen.

Freiwilligkeit greift zu kurz

Menschenrechtsverstösse beim Goldabbau, Kinderarbeit im Kakaoanbau, Sklaverei bei der Crevetten-Fischerei: Das sind nur die jüngsten Beispiele dafür, wie hochproblematisch manche Tätigkeiten von Schweizer Konzernen im Ausland sind. Trotzdem verschliessen sich Parlament und Bundesrat bisher gesetzlichen Regelungen und setzen einseitig auf freiwillige Massnahmen durch die Konzerne selber. Die kürzlich veröffentlichte Studie von Brot für alle und Fastenopfer hat die Grenzen dieses Ansatzes klar aufgezeigt: Demnach verfügen nur 11 Prozent der 200 umsatzstärksten Schweizer Konzerne über eine Menschenrechtspolitik, die sich an den Uno-Leitprinzipien orientiert. Mehr als 60 Prozent haben überhaupt keine solche Politik. Corporate Social Responsibility ist als alleiniger Ansatz gescheitert – jetzt braucht es auch verbindliche Leitplanken. Nur diese verhindern Wettbewerbsnachteile für fortschrittliche Unternehmen.

Internationaler Trend hin zu Verbindlichkeit

Verbindliche Vorgaben entsprechen auch dem internationalen Trend: Die UNO hat Verhandlungen zur Ausarbeitung eines Abkommens über transnationale Konzerne und Menschenrechte aufgenommen. Das französische Parlament berät zurzeit einen Gesetzesvorschlag, der ebenfalls eine verbindliche Sorgfaltsprüfung für Konzerne verlangt.

Die Konzernverantwortungsinitiative ist ein einzigartiges Projekt: Nicht politische Parteien, sondern 77 Organisationen tragen ein zentrales Anliegen der Zivilgesellschaft in die Politik. Die Initiative wird im Oktober eingereicht.

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