Erkundungsmission von FIAN Schweiz in Kambodscha

Wie schon mehrfach berichtet, unterstützt FIAN Schweiz das indigene Volk der Bunong in Kambodscha in seinem schweren Landkonflikt mit einem schweizerisch-luxemburgischen und einem vietnamesischen Kautschuk-Konzern und dem kambodschanischen Staat. Nun ist im August ein Vorstandsmitglied von FIAN Schweiz in die betroffene Region gereist, hat die konkreten Verhältnisse vor Ort kennengelernt und viele Gespräche mit betroffenen Familien, Vertreter:innen der lokalen Indigenen-Organisation BIPA und anderer Organisationen sowie mit Rechtsanwälten geführt.

Es hat sich gezeigt, dass die Bevölkerung nach der Beschlagnahmung grosser Teile ihres Territoriums nicht nur unter Landmangel – und damit verbunden Armut – leidet, sondern auch unter einer schweren Verschuldungskrise, die einen ihrer Ursprünge im Landverlust hat. Manche mit der Landproblematik verbundene Prozesse wie die Klage gegen den Mehrheitsaktionär des Konzerns in Paris, die Mediation zwischen dem Konzern und einem Teil der betroffenen Familien, die Ausscheidung und Registrierung von gemeinschaftlichem Land, die teilweise Konvertierung zum Christentum, aber auch Gerüchte haben die ursprüngliche Gemeinschaft entlang verschiedener Bruchlinien massiv gespalten und geschwächt.

Angesichts des seit 2008 andauernden ungelösten Konflikts haben manche Leute jegliche Hoffnung auf Gerechtigkeit aufgegeben, andere wollen keinen neuen Anlauf mehr nehmen, und wieder andere sind weiterhin kämpferisch und fordern mit Vehemenz und Wut die Rückgabe des beschlagnahmten Landes.

Der grösste und einheitliche Wunsch der befragten Personen ist es, wieder genügend Land zurückzuerhalten, um einerseits Reis und Gemüse für den Eigenverbrauch anzubauen und Vieh zu weiden, und um andrerseits Produkte wie Kaffee und Pfeffer anzubauen, um ein Einkommen für Investitionen, Schuldenrückzahlungen und Rücklagen zu erwirtschaften – und wie früher ein Leben in Frieden und Harmonie mit Natur und Gemeinschaft führen zu können.

FIAN Schweiz ist daran, zusammen mit den lokalen Partnern eine Strategie für die weitere Unterstützung zur Erlangung der Wiedergutmachung zu entwickeln. Doch vorerst muss der schweizerisch-luxemburgische Agrarkonzern bis Ende Jahr zwei zentrale Versprechen erfüllen, die er in seinem Aktionsplan niedergelegt hat: die Geheimhaltung der Mediationsdokumente aufzuheben und Gemeinschaftsland von den Landkonzessionen auszunehmen.

► mehr: Webpage Kolonialismus aktuell: Landkonflikt zwischen Bunong, Socfin und kambodschanischem Staat / Colonialism Today: Land Conflict between Bunong, Socfin and Cambodian State von FIAN Schweiz