Welternährungstag: Diskriminierung von Frauen bremst Überwindung des Hungers

FIAN und viele weitere Organisationen legen Berichte zum Recht auf Nahrung vor

Genf / Zürich, 16. Oktober 2019. Die Zahl der Menschen, die unter Hunger und «mittlerer oder schwerer Ernährungsunsicherheit» leiden, ist zwischen 2014 und 2018 um 300 Millionen auf über zwei Milliarden angestiegen. Weltweit lebt nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO beinahe jeder vierte Mensch in der Ungewissheit, ob es am nächsten Tag ausreichend und qualitativ gute Nahrung gibt. Frauen und Mädchen sind stärker betroffen als Männer. Verantwortlich dafür sind vor allem ihre fehlende rechtliche Gleichstellung und ihre Diskriminierung beim Zugang zu Land, heisst es in der neuen Ausgabe des Right to Food and Nutrition Watch, den das Global Network for the Right to Food and Nutrition zum Welternährungstag am 16. Oktober veröffentlicht hat. FIAN ist Mitglied dieses Netzwerks und Mitherausgeber des Watch.

Frauen kommt eine Schlüsselrolle bei der Überwindung von Hunger und Ernährungsunsicherheit zu, denn sie übernehmen beim Anbau, der Ernte und der Zubereitung von Nahrungsmitteln zentrale Aufgaben. Trotzdem ist die Mehrheit der Hunger leidenden Menschen weiterhin weiblich. Léa Winter, Co-Präsidentin von FIAN Schweiz, sagt: «Wegen mangelnder politischer Teilhabe, fehlender rechtlicher Gleichstellung und Diskriminierung beim Zugang zu Land und anderen Ressourcen sind Frauen viel stärker von Ernährungsunsicherheit betroffen als Männer. Doch Frauen organisieren sich in vielen Ländern gegen alle Widerstände

Michael Nanz, Co-Präsident von FIAN Schweiz, ergänzt: «Frauen werden in vielen Ländern in Bezug auf Bildung, Landrechte, Einkommen oder politische Teilhabe diskriminiert. Ihre tragende Rolle in den Ernährungssystemen bleibt in der Regel im Hintergrund. Zudem sind Frauen oftmals systemischer Gewalt ausgesetzt – insbesondere, wenn sie Unternehmensinteressen oder autoritären Regierungen in die Quere kommen. Die Fallbeispiele im neuen Watch zeigen jedoch eindrücklich die politische Handlungsfähigkeit von Frauen – selbst gegenüber repressiven oder neoliberalen Regierungen.»

Oft konzentrieren sich Nachrichten zu Hunger und Unterernährung auf Statistiken und Zahlen. Diese Zahlen sind wichtig, aber die alleinige Konzentration auf Daten trägt dazu bei, die eigentlichen Ursachen der Ernährungsunsicherheit zu verdecken und die Rolle der staatlichen Verpflichtungen zu vernachlässigen. Um diese Lücke zu schliessen, veröffentlichte das Global Network for the Right to Food and Nutrition kürzlich den ersten State of the Right to Food and Nutrition Report. Dieser Pilotbericht gibt einen Einblick, wie sich das Recht auf Nahrung und Ernährung im vergangenen Jahr weiterentwickelt hat.

Der Bericht stellt Erfahrungen aus dem Norden und Süden vor, wo sich Dorfgemeinschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen erfolgreich gegen regressive staatliche Politik organisiert und verschiedene Strategien zur Wahrung ihres Rechts auf Nahrung entwickelt haben. Auch die in diesem Bericht gesammelten Erfahrungen heben die Auswirkungen regressiver Politik auf das Recht der Frauen auf Nahrung hervor.

Right to Food and Nutrition Watch 2019
State of the Right to Food and Nutrition Report

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